An sich ist der Verkauf bei Amazon sehr unkompliziert. Alles was du tun musst, ist ein Produkt mit guten Margen, hoher Nachfrage, zu finden, bei Amazon auflisten und es wird sich schließlich verkaufen, weil das Amazon-Publikum und die Reichweite so groß ist.
Wie bei allen Unternehmen mit niedrigen Eintrittsbarrieren, gibt es immer eine Menge Wettbewerb. Gerade jetzt, wo all die verschiedenen Amazon-Kurse und Tutorials den Privat-Label-Verkauf vorantreiben, wird Amazon bereits von einer Flut von „Ich verkaufe auch“ Verkäufer:innen überschwemmt. Und nicht nur das, sondern chinesische Verkäufer:innen haben die Plattform praktisch übernommen. Tatsächlich gibt es bei Amazon zum Zeitpunkt dieses Artikels mehr chinesische Verkäufer:innen als aus den United States.
Versteh uns nicht falsch, der Markt ist noch weit davon entfernt, gesättigt zu sein, aber dennoch könnte es passieren, dass sich Amazon in ein paar Jahren in ein weiteres Ebay verwandelt. Amazon ist wie eine Droge, eine Droge, die dir schnelle Umsätze in kurzer Zeit verspricht und dich gleichzeitig abhängig von ihrem Marktplatz macht.
Hier sind 6 Gründe warum du dich nicht zu 100% von Amazon abhängig machen solltest.
1. Amazon Richtlinien für Verkäufer:innen: Du wirst verbannt, für Faktoren die du nicht beeinflussen kannst
Wenn dein Unternehmen zu 100% über Amazon läuft, hast du dein ganzes Geschäft verloren, wenn Amazon dich bannen sollte. In einigen Fällen kann Amazon auch dein Inventar und die dir zustehenden Auszahlungen einbehalten.
Tatsächlich besteht die Gefahr Nummer eins darin, dass dein Amazon-Business-Konto widerrufen wird, wenn du eine Reihe negativer Rückmeldungen über Verstöße gegen Qualitätsrichtlinien für Produkte erhalten hast. In einigen Fällen ist dies sicher auch gerechtfertigt. Doch im Netz gibt es extra Dienstleistungsfirmen, die gezielt negatives Feedback verteilen, wenn sie beauftragt werden. Dies kann dann relativ schnell dazu führen, dass du von Amazon rausgeschmissen wirst.
Ein echtes Beispiel ist ein Verkäufer, der in den letzen Jahren Verkäufe von über 1,5 Millionen US- Dollar umgesetzt hatte. Er wurde wegen Verstößen gegen die Qualitätsrichtlinien für Produkte suspendiert. Von den über 8000 Produkten, die in diesem Jahr versandt wurden, beschwerten sich sechs Kund:innen bei Amazon, dass ihr Produkt gebraucht oder beschädigt angekommen sei. Darüber hinaus bezeichnete ein kleiner Prozentsatz der Kund:innen den Artikel als „defekt“ oder „ passte nicht zur Auflistung“ als Rückgabegrund.
Zunächst einmal, waren alle zitierten Produkte brandneu und die Auflistungen passten alle genau zu den Produkten, die verkauft wurden. Aber hier wird es interessant. Laut Amazon Richtlinien für den Rücktransport:
„Wenn Sie einen Artikel über das Online-Retouren-Center zurücksenden und der Grund für die Rücksendung nicht auf einen Fehler von Amazon zurückzuführen ist, werden die Kosten für den Rückversand von Ihrer Rückerstattung abgezogen, es sei denn, ihr Artikel qualifiziert sich für eine kostenlose Rücksendung.“
Die Richtlinien von Amazon bevorzugen in fast allen Fällen immer die Käufer:innen. Was uns zu dem nächsten Punkt führt.
2. Amazon Kundenbeziehung
Zwei Drittel der Bestellungen von Amazon werden von Stammkund:innen getätigt. Amazon ist Meister im Aufbau und in der Pflege von Kundenbeziehungen, um seine Kund:innen dazu zu bewegen, wiederzukommen und Amazon-Produkte zu kaufen.
Kund:innen finden dein Produkt nur, wenn Amazon es nicht auf Lager hat, denn Amazon ist Eigentümer der Kundenbeziehung. Es ist dir in den Amazon-Dienstleistungbedingungen ausdrücklich untersagt, mit dem Kunden in Kontakt zu treten, wenn dieser zuerst bei Amazon erworben wurde.
Wenn du Fulfillment/Vendor Central by Amazon verwendest, bei dem der Versand über Amazon abgewickelt wird, weißt du überhaupt nichts über die Kund:innen. Alles, was du siehst ist eine Einnahmequelle. Amazon besitzt die Daten und die Kundenbeziehung vollständig.
3. Amazon kann dich zwingen, deine Waren über Vendor Central zu verkaufen
Es gibt zwei Möglichkeiten bei Amazon zu verkaufen. Erstens kannst du als Drittanbieter:in verkaufen, wobei du deine Produkte, deinen Bestand und deine Leistungen kontrollieren kannst. Der Verkauf als Drittanbieter:in ist heutzutage vielleicht die beste Art für dich, auf Amazon zu verkaufen. Da du hier die volle Kontrolle über dein Angebot und deine Vermarktung hast.
Die andere Möglichkeit, auf Amazon zu verkaufen, ist der Verkauf als "1st Party Seller" auf Vendor Central. Bei dieser Variante verkaufst du deine Ware direkt an Amazon zu einem von Amazon festgelegten Großhandelspreis und du hast keinerlei Kontrolle über dein Angebot und die Vermarktung.
Viele Firmen, die in der Vergangenheit Produkte auf Vendor Central umstellten, mussten die schreckliche Erfahrung machen, dass Amazon ihre Produkteinträge und ihre Verkäufe völlig zerstörte.
Warum?
Es gab Berichte darüber, dass Amazon populäre Verkäufer:innen dazu zwang, von Drittanbieter:innen zu 1st Party Verkäufer:innen zu wechseln. Das tut Amazon, weil auf diese Weise mehr Geld verdient wird. Einige Unternehmen entschieden sich daraufhin dafür, ihre Beziehung zu Amazon zu beenden, anstatt der Forderung des Online-Händlers nachzugeben.
4. Amazon wird mit dir konkurrieren, wenn du erfolgreich bist
Amazon arbeitet mit Drittanbieter:innen zusammen, um Produkte anzubieten, die nicht die höchste Nachfrage besitzen, die das Unternehmen nicht auf Lager halten möchte, damit es eine maximale Auswahl liefern kann. Wenn sich deine Produktlinie jedoch gut verkauft, hast du Amazon gerade mitgeteilt, welches Produkt als nächstes auf Lager sein sollte. Das ist Teil der Strategie von Amazon; die Händler:innen helfen ihnen dabei, neue rentable Nischen und Kategorien zu identifizieren. Jedes Jahr expandiert Amazon in neue Kategorien.
Doch nicht nur Amazon könnte dein Produkt kopieren, sondern auch andere Amazon Verkäufer:innen. Es kommt zwar nicht sehr oft vor, dass alle deine Produkte kopiert und gestohlen werden, aber du kannst ganz einfach, auf schon vorhandene Amazon-Listen aufspringen. Selbst wenn du ein Produkt unter deiner eigenen Marke und ASIN (Amazon Produktnummer) auf Amazon verkaufst, hindert es Niemanden daran, dass andere Verkäufer:innen einfach an deine Liste ankuppeln und dich mit gefälschten Artikeln im Preis unterbieten.
Nehmen wir folgendes Beispiel: Du verkaufst Leinenservietten, die eindeutig mit deiner eigenen Marke und eigenem Etikett versehen sind. Ein skrupellose:r Verkäufer:in könnte Leinenservietten in minderer Qualität unter deiner gleichen Amazon-Produktnummer verkaufen und dich im Preis unterbieten, obwohl es sich nicht um das gleiche Produkt handelt. Im schlimmsten Fall, könnten nun Kund:innen dieses gefälschte Produkt kaufen, mit der Qualität unzufrieden sein und ein schlechtes Feedback zu deinem Produkt hinterlassen, obwohl es sich um einen Fake handelt!
Der beste Weg dies zu bekämpfen ist, das Produkt tatsächlich selbst als Kund:in zu kaufen und dann eine AtoZ-Beschwerde gegen den:die betrügerische:n Verkäufer:in einzureichen. Leider ist dieser Prozess sehr langwierig, da sich Amazon generell sehr viel Zeit lässt, bevor es etwas unternimmt.
5. Preisstruktur
Amazon ist auch nicht billig und die Preisstruktur bedeutet, dass es bei Produkten mit niedrigen Gewinnspannen nicht funktionieren wird. Du musst ein Abonnement in Höhe von ca. 539 € Jährlich zahlen, zuzüglich Transaktionsgebühren, die auf einen Anteil deiner Einahmen basieren. In der Regel beträgt dieser 15 Prozent Vermittlungsgebühr, die auf der Grundlage deines Verkaufspreises (ohne Versandkosten) berechnet wird.
In der Praxis musst du also 40 % Marge für Produkte erzielen, die du bei Amazon anbieten möchtest. Aus diesem Grund und wegen der Größenordnung wirst du, falls Amazon beschließt, deine Produktkategorie auf Lager zu nehmen, weder beim Preis noch beim Service konkurrenzfähig sein.
Doch Händler:innen, die über Amazon verkaufen, beschweren sich auch darüber, dass es sehr schwer ist, sich überhaupt wieder von Amazon zu trennen. Wenn Amazon 50 % deines Geschäftes ausmacht, dann ist es schwierig eine so bedeutende Einnahmequelle abzuschalten.
Amazon ist für einige Händler:innen eine gute Strategie. Es repräsentiert 30 % des E-Commerce-Marktes. Wenn du also deine Produkte auf dem Amazon-Marktplatz einträgst, wird dein Produkt vor ein riesiges potenzielles Traffic-Volumen gestellt. Aber du musst erkennen, dass du lediglich Lieferant:in des Produktes bist, und obwohl es eine bedeutende Einnahmequelle generieren kann, ist es nicht für jede:n geeignet und es baut dein Geschäft nicht auf nachhaltige Weise auf.
6. Amazon Einkaufswagen-Feld: Taktiken, mit denen Amazon-Verkäufer:innen betrügen und sich einen Vorsprung verschaffen
In den letzten Jahren, hat sich Amazon zu einem derart hemmungslosen Marktplatz entwickelt, auf dem skrupellose Verkäufer:innen absichtlich versuchen, ihre Konkurrent:innen zu sabotieren. In der Tat ist Amazon heute so wettbewerbsfähig, dass du, wenn du ein Produkt hast, das auch nur einen mäßigen Erfolg hat, schließlich von mehreren Verkäufer:innen kopiert wird, wenn es dir nicht bereits schon passiert ist.
Eine unmoralische Taktik von Amazon Verkäufer:innen ist es, dass gesamte Inventar eines Produktes der Konkurrenz aufzukaufen und die Bestellung nach circa 4 Wochen wieder zurückzusenden. Zum Beispiel: Du verkaufst ein Produkt, was seine größte Zielgruppe zur Urlaubssaison hat. Nun erhältst du eine große Bestellung, du bist ausverkauft. Auf den ersten Blick scheint dies ja toll, da du dein geplantes Lager verkauft hast.
Doch dann verlierst du auf einmal deine Buy Box (Einkaufswagen-Feld) für dieses Produkt, weil du es nicht mehr auf Lager hast. Der:Die Verkäufer:in der:die deine Ware aufgekauft hat, bietet nun das selbe Produkt an und bekommt so deine Buy Box. Etwa 4 Wochen später wird ein beträchtlicher Teil dieser großen Bestellung zurückgeben.
Nun hast du also nicht nur eine Menge Urlaubsverkäufe für dieses bestimmte Produkt verpasst, weil du keinen Vorrat mehr hattest, sondern du hast auch nichts verdient, weil die große Bestellung zurückgeschickt wurde. Rückblickend könntest du nicht einmal beweisen, dass diese:r Verkäufer:in mit dem:r Käufer:in, der:die die Großbestellung gemacht hat, unter einer Decke steckt. Es gibt keinen guten Weg dies zu bekämpfen. Du kannst nur bei allen großen Bestellungen, die du erhältst auf der Hut sein und versuchen alle großen Rückgabebeschwerden anzufechten.
Nicht alles auf eine Karte setzen!
Wie bei allen Dingen im Leben, gilt auch hier: Wenn etwas zu schön klingt, um wahr zu sein, dann wird es immer unsichtbare Nachteile geben. Versteh uns nicht falsch, es gibt immer noch eine Menge Möglichkeiten, die sich aus dem Verkauf bei Amazon ergeben.
Doch setze nicht alles auf eine Karte! Bei Amazon gehört dir die Plattform nicht. Du besitzt nicht deine eigene Marke. Du kannst jederzeit verbannt werden und es gibt viele skrupellose Verkäufer:innen und Kund:innen.
Verbringe zumindest einen Teil deiner Zeit und Ressourcen auf deiner eigenen Markenplattform, um die erfolgreiche Langlebigkeit deines Unternehmens zu gewährleisten. Eine Website mit einem eigenen Shop ist nachhaltiger und du kannst deinen eigenen Stammkundenkreis aufbauen. Auch wenn dies mehr Zeit kostet, ist es der bessere Weg.
Wenn du daran interessiert bist zu erfahren, wie du deinen eigenen Online-Shop eröffnen kannst, um ein langfristiges Geschäft aufzubauen, dann schau bei uns vorbei. Wir beraten dich gerne!