Wahrscheinlich weisst du inzwischen, dass NFT für Non-Fungible Token steht; was vielleicht weniger klar ist, was „Fungible“ eigentlich bedeutet; in diesem Zusammenhang bedeutet es austauschbar.
Nehmen wir eine Unze Platin. Dieses Platin ist fungible, d.h. es kann gegen jede andere Unze Platin getauscht werden. Jedoch ist ein Schmuckstück, das aus einer Unze Platin hergestellt wurde nicht austauschbar. Es hat zwar die gleichen Kernmaterialien, aber es hat einzigartige Merkmale, die künstlich wertvoll sein können, wie z.B. die Form oder das Handwerk. Der Schmuck ist nicht fungible.
Der Buchstabe, auf den es bei NFT wirklich ankommt, ist T für Token. Token sind kleine Teile einer Blockchain, die einen universellen vereinbaren Datensatz darstellen. Man muss nicht wissen, wie sie funktioniert, genauso wenig wie man verstehen muss, wie ein Computerprozessor funktioniert; man muss nur wissen, das sie da ist.
Wie jede neue Technologie sind auch NFTs von Propaganda, Gegenpropganda, Skepsis, Evangeliums und Facebook-Verwirrung umgeben. In diesem Beitrag gehen wir auf einige der häufigsten Missverständnisse ein, damit du dir eine fundierte Meinung bilden kannst.
1. NFTs sind schlecht für die Umwelt
Wir gehen dieses Thema zuerst an, denn es ist das klassische Argument, das gegen alles im Kryptobereich auftaucht, ob Bitcoin oder NFTs, und es ist Schwachsinn.
Die Wurzeln dieses Mythos: Kryptowährungtransaktionen verbrauchen riesige Mengen an Elektrizität und das ist schrecklich für die Umwelt.
Erstens wird Strom für den Betrieb von Computern verwendet, die ein Blockchain, wie Ethereum, verwalten. Die Blockchain wird unabhängig davon betrieben, ob NFTs geminted (registriert) werden oder nicht.
Zweitens werden NFTs in der Regel auf Blockchains wie Ethereum geprägt, die auf weniger ressourcenintensiven Modellen übergehen, oder auf Blockchains wie Solana, die bereits weniger ressourcenschonende Modelle haben oder auf Blockchains wie Algorand, die bereits kohlenstoffneutral arbeiten.
Und schließlich is es eine Tatsache, dass Elektrizität nicht von Natur aus den Planeten tötet. Erneuerbare Energien wie Sonnen- und Windenergie sind durchaus in der Lage, das Stromnetz mit Energie zu versorgen; es ist nur so, dass die Energieversorger mit der Verbrennung fossiler Brennstoffe höhere Gewinne erzielen. Das schicke neue Elektroauto, das du dir gekauft hast, damit du ohne schlechtes Gewissen fahren kannst, wird auch nicht komplett durch Grüne Energie betrieben. Fazit, solange der Computer, den du benutzt, nicht z.B. solarbetrieben wird, ist alles was digital ist, schrecklich für die Umwelt sein. NFTs sind genauso schlimm, aber nicht schlimmer als alles, was digital ist.
2.NFTs sind nur ein Ponzi-Schema
NFTs und Kryptowährung werden im allgemeinen häufig als Ponzi-Schema bezeichnet. In den 1920er Jahren, verleitete Charles Ponzi Anti-Anleger dazu, ihm Geld zu überlassen. Die Renditen wurden an frühe Investoren mit den Einnahmen neuer Investoren ausgezahlt. Die frühen Anleger verdienten viel Geld, während die späteren alles verloren.
Einen der Hauptmerkmale eines Ponzi-Schemas ist, dass es sich um einen Betrug handelt, der sich als risikoarm darstellt. NFTs, als Schneballsystem zu bezeichnen, ist eine hervorragende Möglichkeit, den Leuten zu zeigen, das sie nicht wissen, was ein Schneeballsystem ist.
Im 17. Jahrhundert erreichte der Preis für Tulpenzwiebeln astronomische Ausmaße. Der holländische Tulpenhandel war ein komplexes wirtschaftliches Anlagesystem, das schließlich zusammenbrach, unter anderem wegen einer weltweiten Pandemie. Seitdem ist die Tulpenmanie ein Synonym für eine Wirtschaftsblase. NFTs werden häufig mit einer Blase in Verbindung gebracht, unter anderem wegen der Preise und der Erwartung (oder Hoffnung), dass der Markt zusammenbricht.
Wenn du heute durch die Niederlande fährst, wirst du riesige Tulpenfelder sehen. Sie werden nicht angebaut, weil sie wertlos sind.
Die Nachfrage mag zwar schwanken, aber nicht so stark, wie es die Medienhysterie suggeriert. Und schließlich sind Tulpen schön.
3.NFT-Kunstwerke werden nicht auf der Blockchain gespeichert
Bei all dem Geld, das für NFTs gezahlt wird, mag es dich überraschen zu erfahren, dass die durch NFTs repräsentierten Kunstwerke nicht auf der Blockchain selbst gespeichert werden. Stattdessen enthalten NFTs lediglich einen Link, der auf eine digitale Kunstdatei (Foto oder Video) verweist, die auf einem herkömmlichen Webserver gehostet wird.
Wie der NFT-Entwickler Eric Kuhn erklärt, ist der gängigste NFT-Standard in EIP-721 definiert, einem 2018 erstellten "Ethereum Improvement Proposal", das die Funktionsweise der heutigen NFTs beschreibt. Dieser Standard enthält die Option, ein Bild als "Metadaten" für die NFT zu verwenden, und das Standarddokument beschreibt dies wie folgt:
„Es wird ein Mechanismus bereitgestellt, um NFTs mit URIs zu verknüpfen. Wir erwarten, dass viele Implementierungen davon Gebrauch machen werden, um Metadaten für jede NFT bereitzustellen. Die Empfehlung für die Bildgröße stammt von Instagram, die wahrscheinlich viel über die Nutzbarkeit von Bildern wissen. Die URI KANN veränderlich sein (d. h. sie ändert sich von Zeit zu Zeit). Wir haben eine NFT betrachtet, die den Besitz eines Hauses repräsentiert. In diesem Fall können sich die Metadaten über das Haus (Bild, Bewohner usw.) natürlich ändern.“
Du wirst hier ein paar Dinge bemerken. Ein "URI" ist ein Weblink. Die Entwickler des NFT-Standards hatten nicht die Absicht, dass die Metadaten des Bildes der Hauptgrund für den Besitz einer NFT sein sollten. Schließlich handelt es sich um Metadaten, was bedeutet, dass sie dazu gedacht sind, andere Daten zu beschreiben. Und es ist auch eine "veränderbare" Verknüpfung, ergo kann sie sich verändern.
Die Bild-Metadaten-Verknüpfung sollte stattdessen dazu dienen, eine NFT zu beschreiben, die den Besitz von etwas Substanziellerem wie einem Haus oder vielleicht einer Konzertkarte repräsentiert. Bei fast allen NFTs für Kunstwerke wird kein tatsächliches Eigentum oder die Kontrolle über das Kunstwerk auf dich übertragen, d.h. wenn du ein NFT für ein Kunstwerk kaufst, erwirbst du nichts weiter als einen Weblink. So steht es in der Norm.
4. NFTs können leicht kopiert werden
Als Kind in den 90er Jahren konnte man mit einem Kassettenrekorder Musik aus dem Radio aufnehmen. Mixtapes erstellen und sie verschenken. Man hat im wahrsten Sinne des Wortes Musik raubkopiert.Trotzdem ist die Musikindustrie nicht zusammengebrochen.
Kunst ist sogar noch einfacher zu kopieren als Musik, denn es besteht keine Gefahr, dass ein fader DJ das Intro von 'I Wanna Be Adored' nachplappert.
Online werden ständig Poster mit aufgedruckter Kunst verkauft, wie z.B. ein Siebdruck von Marilyn Monroe. Es sind Originaldrucke, die von einem Künstler angefertigt und für nicht unerhebliche Beträge verkauft werden. Keines dieser Werke mindert die Qualität, die Bedeutung oder den finanziellen Wert von Andy Warhols Marilyn-Monroe-Drucken im MoMA in New York.
Der Unterschied besteht darin, dass die Warhols des MoMA eine Provenienz haben - sie können zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort ausgestellt und als von Warhol stammend authentifiziert werden. Das ist genau die gleiche Provenienz, die NFTs digitalen Künstlern bieten.
5. Mit NFTs reich werden
Geld zu verdienen, und zwar potenziell sehr viel Geld, ist einer der Hauptgründe für den Boom bei NFTs.
Die Wahrheit ist jedoch, dass es zwar möglich ist, viel Geld zu verdienen - einige NFTs werden für Millionen von Euro verkauft - aber die meisten NFTs werden dennoch für einen bescheidenen Betrag verkauft.
Wenn du ein begabter Künstler mit originellen Ideen bist, kannst du, mit dem Verkauf deiner Kunst als NFTs, Geld verdienen. Wenn du ein versierter Händler bist, der in der Lage ist, Qualität zu erkennen, kannst du, mit dem Kauf und Verkauf von NFTs, Geld verdienen. Allerdings werden wie in allen anderen Branchen nicht alle mit oder durch NFTs reich werden.
6. NFT-Weiterverkaufsrechte untergraben den Wert
NFTs haben viele potenzielle Verwendungsmöglichkeiten, aber der große Hype kam erst mit der digitalen Kunst. Der wichtigste wirtschaftliche Vorteil für die Künstler besteht nicht nur darin, dass sie ihre Werke einfach verkaufen können, sondern auch in einem weithin akzeptierten Vergütungssystem, bei dem der ursprüngliche Künstler jedes Mal eine Provision erhält, wenn das Kunstwerk weiterverkauft wird.
Dies entspricht der laufenden Investition, die der Künstler tätigt, indem er weiterhin seine Werke produziert und vermarktet. Es mag ein seltsamer Ansatz sein, aber das Folgerecht ist in der Kunstwelt nicht neu. In der EU und im Vereinigten Königreich sind die Folgerechte von Künstlern gesetzlich anerkannt. In Frankreich ist das Recht des Künstlers oder seiner Nachkommen auf Entschädigung aus dem Verkauf von Kunstwerken seit über einem Jahrhundert gesetzlich verankert.
Obwohl prominente Künstler wie Robert Rauschenberg für das Folgerecht kämpften und Gesetze in New York und Kalifornien das Konzept unterstützten, ist das Folgerecht in den USA noch immer nicht anerkannt.
Mit den NFT wird ein gerechteres System eingeführt, das allen Künstlern die gleichen Rechte einräumt, die die Europäer bereits genießen.
7. NFTs sind wertlos
Alles, was einen Wert hat, ob physische Währung, NFTs oder ein Holzklotz, hat nur deshalb einen Wert, weil sich zwei oder mehr Menschen darauf einigen, dass es einen Wert hat.
Die teuerste Baseballkarte der Welt ist Berichten zufolge eine neuwertige Honus Wagner-Karte mit einem Preis von 3 Millionen Dollar. Es mag schwer zu verstehen sein, warum jemand 3 Millionen Dollar für ein Stück Pappe mit dem Bild eines Sportlers aus den 1950er Jahren bezahlen würde, aber anscheinend tut es jemand.
Alle Waren, alle Dinge, für die wir Geld ausgeben, sind das wert, was sie unserer Meinung nach wert sind. Für mich ist eine Tulpenzwiebel mehr wert als eine Baseballkarte, aber wer weiß, vielleicht magst du ja keine Tulpen.
Die Systeme, die mit NFTs arbeiten, haben viele Schwachstellen, und es gibt viele Gegner, aber wenn du ein Kunstwerk erschaffst und verkaufen willst und jemand es von dir kaufen möchte, sind NFTs ein hervorragendes Mittel, um diese Transaktion zu ermöglichen.